Zeitungsartikel 2017

Große Freude bei den SÜDKURIER-„Vereinshelden“

Südkurier 18.11.2017

Die große Aktion der Markdorfer Redaktion endet mit der Übergabe der Preise im Wirtshaus am Gehrenberg: Insgesamt 5000 Euro bekommen Narrenzunft, „Minis“ und die Gemeinschaftsjugendkapelle.

Im Rahmen einer kleinen Feier erhielten die Vertreter der drei Gewinnervereine die Preise: (hinten, von links) Brigitte Waldenmaier, Martin Schmid, Ingo Mutter, Alex Päster, SÜDKURIER-Redaktionsleiter Helmar Grupp, Verena Rick, Uwe Schulz, (vorn, von links) Kai Schmid, Leah Radau, Viktoria Beck, Joost Löbermann und Matilda Berchtold. Bilder: Jan Manuel Heß/Helga Stützenberger | Bild: Helga Stützenberger

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Der zweite Preis ging an die St.-Nikolaus-Ministranten: (von links) SÜDKURIER-Regionalleiter Andreas Ambrosius, Joost Löbermann, Leah Radau, Viktoria Beck. | Bild: Helga Stützenberger

Auch die Ministranten sind überglücklich, zu den Gewinnern zu zählen. „Ich hätte niemals gedacht, dass wir es auf den zweiten Platz schaffen“, sagte Leah Radau. Umso größer ist die Freude bei den mittlerweile 145 Mitglieder zählenden Ministranten über die stolze Summe von 1500 Euro, die sie vom SÜDKURIER Medienhaus bekommen. „Klar kommt das jedem Einzelnen fürs Minilager zugute“, freute sich Leah Radau. Auch lasse sich nun über einen zusätzlichen Ausflug nachdenken.

„Wir freuen uns über den Gewinn und werden ihn für was Schönes einsetzen.“Viktoria Beck, Ministranten | Bild: Jan Manuel Heß

Martini-Sänger im Einsatz für kranke Kinder in Bethlehem

Südkurier 02.11.2017

Die Martini-Sänger sind wieder in der Stadt unterwegs. Die Jungen und Mädchen sammeln Geld für ein Kinder-Hospital in Bethlehem.

Diese Martinisänger singen das alte Madrigal: Sophia Holstein, Pia Bosch, Magdalena, Linda Amazu, Sophia Höll, Maximilian, Leah Radau und Jack. | Bild: Jörg Büsche

Jack geht zum ersten Mal mit – auch aus Neugier, erklärt der 11-Jährige. „Weil ich wissen möchte, wie es ist, bei den Martini-Sängern mitzulaufen.“ In der Hand trägt er einen Schirm, auf dem Kopf eine Strickmütze. Das schützt gegen den fortwährenden Nieselregen und auch gegen die Kälte dieses Sonntagnachmittags. Dem gebräuchlichen Habit der Martini-Sänger aber entspricht es weniger. Denn die führen einen Stock mit; ihren Kopf aber bedeckt sie mit einem „möglichst breitkrempigen Hut“. So schrieb es Manfred Ill, einst Stadtarchivar in der Gehrenbergstadt, in seinem Aufsatz über „Markdorfer Brauchtum im Jahresreigen“. Immerhin, die Laterne, die Ill ebenfalls erwähnt, fehlt nicht. Jemand aus der kleinen Schar, die sich auf der Kirchentreppe von St. Nikolaus unters Vordach drängt, hat sie dabei. Und andere tragen tatsächlich die beschriebenen Hüte. „Bei den Drei Königen bin ich auch schon mitgegangen“, erklärt Jack weiter. Das habe ihm bereits gefallen. Außerdem gehe es ja auch beim Martini-Singen um einen guten Zweck. Was die Jungen und Mädchen, die in dieser Woche in den Straßen von Markdorf in ihren Spenden-Büchsen einsammeln, fließt ins „Caritas Baby Hospital“ in Bethlehem, weiß der 11-Jährige zu berichten.

Das gab es am 1. September 1631 noch nicht, als der Mardorfer Stadtammann Christoph Petz – mitten in Zeiten des Dreißigjährigen Krieges – eine Schulstiftung begründete. Vier Knaben aus Bürgerfamilien, so erinnert Manfred Ills Aufsatz, sollen sowohl einen besseren Unterricht erhalten wie auch eine Gesangsausbildung bekommen. Dafür sollten sie an Festtagen singen. Und die jungen Sänger hatten das Recht, in den Novembertagen das Martinilied an den Haustüren zu singen, um mit den so erzielten Einkünften ihrem Chorleiter eine Gans bezahlen zu können. Daraus wurde ein Brauch, der seinen Kern trotz allen Wandlungen behalten hat. Aus den Chor-Schülern wurden irgendwann Ministranten. Heute singen längst nicht mehr ausschließlich Jungen, sondern auch Mädchen. Und das Durchschnittsalter ist inzwischen beträchtlich gesunken. Außerdem stimmen die Martini-Sänger nicht mehr das alte „O ter beate Martini“ an, sondern stattdessen ein deutsches „O heiliger Martine“ – jedoch zur alten Melodie des Madrigals.
„Er klingt sonderbar modern“, findet Christine Mann, Mutter von zwei Kindern, die bereits zum dritten Mal mitlaufen bei den Martini-Sängern. Gleichzeitig sei das Lied auch anrührend mit seiner etwas schleppenden Melodie. Und anrühren soll dieser Gesang auch.
„Eigentlich bekommen wir von jedem was“, erklärt Leah Radau, Oberministrantin und sehr aktiv in der Jugendarbeit der katholischen Seelsorgeeinheit. Sie berichtet, wie sehr das Bethlehemer Baby-Hospital angewiesen sei auf Spendengelder. Unmittelbar an der Grenzmauer, die israelisches Gebiet vom palästinensischen Westjordanland trennt, sei dieses Krankenhaus Anlaufstelle für jene, die besonders stark unter dem Konflikt leiden. Armut, hygienische Missstände, Unterversorgung prägten die Lage. Das weiß Leah Radau aus eigener Anschauung. „Im vergangenen Sommer haben wir mit Vikar Johannes Treffert eine Jugend-Wallfahrt ins Heilige Land unternommen“, berichtet sie. Und eine Station war das Kinder-Hospital von Bethlehem. Bei allem Entsetzen, trotz der Verzweiflung vieler, denen die Markdorfer Jugendlichen dort begegnet sind, sehen sie in dem Hospital doch „ein Zeichen der Hoffnung“, so Sophia Holstein, eine weitere Mitreisende. Ein Zeichen der Hoffnung, das es zu unterstützen gelte – und für das die Markdorfer Martini-Sänger auch in diesem Jahr wieder Spenden sammeln.

Leah Radau und Sophia Holstein schildern ihre Eindrücke vom Bethlehemer Baby-Hospital. | Bild: Jörg Büsche

Caritas-Baby-Hospital
Gegründet wurde das Kinderspital in Bethlehem 1952, nachdem der katholische Ordenspriester Pater Ernst Schnydrig aus der Schweiz den Anstoß dazu gegeben hatte. Seither finanziert sich die nichtstaatliche Klinik ausschließlich aus Spendengeldern. Im palästinensischen Westjordanland sind 40 Prozent der Bevölkerung jünger als 14 Jahre. Aufgrund großer wirtschaftlicher Probleme in dem vom israelisch-palästinensischen Konflikt stark betroffenen Gebiet leidet die Bevölkerung unter zahlreichen Missständen. Nicht zuletzt deshalb ist die Kindersterblichkeit sehr hoch. Im Baby-Hospital können bis zu 82 Kinder stationär betreut werden.

Ministrantenlager Markdorf: Das Mini-Max-Prinzip der Freizeit

Südkurier 26.10.2017

Die Ministranten von Markdorf bewerben sich bei der SÜDKURIER-Aktion „Vereinshelden“. Sie organisieren jährlich ein Minilager in den Sommerferien, für die Ministranten der Höhepunkt des Jahres. Eine Zeit mit Mehrwert.

„M“ wie Minis und „M“ wie maximal, so lautet das erweiterte Mini-Max-Prinzip der Markdorfer Ministranten: mit maximalem Einsatz ein nachhaltiges und sozialstarkes Minilager zu organisieren.

Es gibt Termine, die scheinen für viele Jugendliche den gesamten Jahreslauf zu bestimmen. Wie beispielsweise das Minilager in den Sommerferien. Zu einer veritablen Größe hat sich nicht nur dieses Lager gemausert, auch die Markdorfer Ministranten sind längst zu einer Hundertschaft herangewachsen. Und alle wollen sie mit ins Minilager.

„Das ist aber nicht nur für Minis, da gehen auch einige Nicht-Minis mit“, sagt Leah Radau, die seit einigen Jahren dieses Ferienlager betreut und begleitet. 73 Kinder seien es in diesem Jahr in der Hütte gewesen, „so viele wie noch nie“, benennt sie diesen Superlativ und den großen Beliebtheitsfaktor dieser Mini-Massenveranstaltung. Denn längst habe sich dies rumgesprochen, und so kämen neuerdings auch Freunde mit. „Mir kommt es vor, dass dieser Hüttenaufenthalt seit diesem Jahr so richtig XXL geworden ist“, lacht Leah Radau. Ausmaß hin oder her: Es scheint, diese Dimension mache ihr in ihrer burschikos-anpackenden Art keinerlei Kopfzerbrechen.

„Das klingt jetzt erst mal einfacher, als es in Wirklichkeit ist“, sagt sie. Es ist ein enormer Aufwand mit einer langen Vorlaufzeit. „Wir stellen das immer selbst auf die Beine, organisieren in wochenlanger Arbeit alles.“ Warum sie und alle anderen Betreuer dies Jahr für Jahr tun? „Weil wir daraus fürs Leben lernen“, sagt Leah Radau und wirft einen konspirativen Blick in Richtung ihres Mini-Kollegen Joost Löbermann. Er zählt mit 19 Jahren ebenfalls längst zu den „Großen“ und betreut zusammen mit Leah Radau und rund 20 weiteren Leitern das Lager.

Wandern mit den Eltern kann sowas von öde sein. Im Minilager, wie hier im vergangenen Sommer in Saalbach, wird es zum begeisterten Gruppenauflauf. | Bild: Ministranten Markdorf

„Natürlich ist das Lager das Highlight im Mini-Jahr“, sagt die 20-Jährige. Da gelte nur eine einzige Maxime: „Die Eltern müssen auf jeden Fall ihren Jahresurlaub danach richten.“ Wer einmal dabei gewesen sei, der wolle immer wieder mit. „Wochen danach wird noch darüber gesprochen“, sagt Leah Radau. Womöglich schon wieder darüber gesprochen?

Dass sich eine so engagierte und in der Tat nachhaltige Jugendarbeit zwar bezahlt macht, ohne für die Leiter bezahlt zu sein, ist die große Anforderung, der Antrieb bei dieser Aktion.

Richtet man den Blick auf den sozialen Aspekt, den eigentlichen Mehrwert des Minilagers, bekundet Leah Radau, fern jeglicher idealisierender Vorstellungen: „Klar gibt’s Zoff, aber die Kinder müssen sich eben zusammenraufen.“ Einfache Sachen seien es, die man hier lerne, ja begreife. Umgangsformen, gemeinsames Essen, aufeinander warten. Sich an Regeln halten und sich gegenseitig helfen. Auch Dinge tun, die nicht selbstverständlich seien: „Alles im Prinzip normale Sachen.“ In erster Linie sei es der respektvolle Umgang miteinander, fasst Leah Radau alles noch einmal zusammen. Es gehe ihr und Joost Löbermann sowie allen anderen Minis um Nachhaltigkeit, wie man Neudeutsch so schön sagt. Und es geht ihr um die Gemeinschaft, die beim Minilager erlebbar wird. Nie aber geht es um den finanziellen Aspekt. Im Gegenteil. „Wir Leiter haben in der Summe, unter anderem auch durch den Einsatz beim Narrentreffen, 4000 Euro erwirtschaftet und so das Lager bezuschusst. Damit an jedem einzelnen weniger Kosten hängenbleiben.“

Sie alle machen das einfach so. Für ’n Appel und ’n Ei und für eine tolle Sache. Warum das ein Projekt ist, das unterstützenswert ist? „Weil unsere Freizeit dafür nicht flöten geht, sondern um ein Vielfaches bereichert wird.“ Frei nach dem Mini-Max-Prinzip eben.

Abschied von einer Institution: Der Schlotz-Bus wird ausgemustert

Südkurier 29.09.2017

Die Markdorfer Kirchengemeinden mustern den alten Bus der Wilhelm-Schlotz-Stiftung aus. Beim Abschied kommen viele Erinnerungen auf.

Ein wenig wehmütig waren sie schon beim Abschied vom Schlotz-Bus: (von links) Nikolai Danbacher, Vikar Johannes Treffert, Annika Henninger, Jost Loebermann, Nick Wucherer, Pia Bosch, Leah Radau, Linda Amazu, Bianca Willmann, Nadine Jandeleit, Pfarrer Ulrich Hund und Bruno Baumgartner. | Bild: Jörg Büsche

Drei Mal um die Erde und noch ein bisschen mehr ist er gefahren: Der Bus, den die Wilhelm-Schlotz-Stiftung den beiden großen christlichen Kirchengemeinden zur Verfügung gestellt hatte. „Im Einsatz war er vor allem für die Senioren, aber auch für die Jugendarbeit“, erklärte Pfarrer Ulrich Hund am gestrigen Freitagnachmittag. Der Leiter der katholischen Seelsorgeeinheit hatte zum Pressetermin eingeladen, weil der Schlotz-Bus, wie das weiß lackierte Fahrzeug von seinen Nutzern genannt wird, nun seine letzte Fahrt im kirchlichen Dienst antreten wird.

Der zwölf Jahre alte Ford wird dem Markdorfer Autohaus Messer übergeben. Das nämlich hatte den beiden kirchlichen Gemeinden und der Sozialstation Linzgau vor wenigen Wochen ein neues Modell geliefert: einen Neunsitzer, der zur Hälfte von der Sozialstation, zu einem Viertel von den Kirchengemeinden und zu einem weiteren Viertel von der Stadt finanziert wird, für deren Kinder- und Jugendarbeit das Fahrzeug ebenfalls zur Verfügung stehen wird. Das Autohaus kümmert sich nun um das Alt-Fahrzeug.

„Da geht beinah eine Ära zu Ende“, sagte Ulrich Hund. Was der Pfarrer damit meinte, zeigte sich in den Gesichtern der Ministranten-Leiter, die zur Verabschiedung des Schlotz-Busses gekommen waren. „Das war schon ein Ritual“, schilderte Ministranten-Leiterin Leah Radau, „wer seinen Führerschein gemacht hat, der bekam den Fahrzeugschlüssel für den Bus.“ Es galt, sich zu bewähren, um am Steuer sitzen zu können, wenn es zu den Ferienlagern, Ministranten-Kongressen oder kirchlichen Jugendevents ging. Zu Treffen, zu Veranstaltungen, an die die Jugendlichen und jungen Erwachsenen prägende Erinnerungen knüpfen. Als Beispiele nennen sie ihre Taizé-Reisen oder das Jugend-Pilger-Treffen in Köln.

Ein Anliegen von Pfarrer Hund war es gestern auch, all denen zu danken, die sich um das Fahrzeug gekümmert haben. Er nannte Jenny Nick, Hermann Hug und Wolfgang Becker, er nannte auch Bruno Baumgartner – die allesamt in irgendeiner Weise für die Einsatztüchtigkeit des Schlotz-Busses gesorgt hatten.

Jugendgottesdienst mit besonderem Gast – 80 Ministranten feiern mit

Schwäbische Zeitung 25.09.2017

Über 80 Ministranten aus der Seelsorgeeinheit Markdorf begleiten Weihbischof Michael Gerber (Mitte hinten) zum Jugendgottesdienst in Pfarrkirche St. Nikolaus. (Foto: Brigitte Walters)

Besonderer Besuch beim Dekanats-Jugendgottesdienst am Sonntag in St. Nikolaus: Aus Freiburg war Weihbischof Michael Gerber angereist, um die Ministranten zur Rom-Wallfahrt im Sommer 2018 einzuladen. Mit dabei hatte er einen ganz besonderen Gast, den Papst in voller Lebensgröße – allerdings nur aus Papier. Am Nachmittag gab es für die Minis aus den sechs Pfarrgemeinden der Seelsorgeeinheit Markdorf die ersten Informationen zur Rom-Wallfahrt der Erzdiözese. Anfang August nächsten Jahres werden sich Tausende Minis aus ganz Europa im Vatikan treffen. Danach gab es einen großen Moment, über 80 Minis aus der Seelsorgeeinheit zogen mit Weihbischof Michael Gerber, Pfarrer Ulrich Hund, Vikar Johannes Treffert und Diakon Werner Ströbele in die St. Nikolaus Pfarrkirche ein, um gemeinsam den Gottesdienst zu feiern. Das Motto der Rom-Wallfahrt „Suche den Frieden und jage ihm nach“, sei derzeit sehr aktuell, stellte der Weihbischof fest und verwies auf die Ereignisse in Nordkorea, Syrien und auch bei uns, wenn es um soziale Gerechtigkeit gehe oder um Mobbing auf dem Schulhof. Er rief die Jugendlichen auf, die Herausforderung anzunehmen und sich für den Frieden, für eine besondere Mission, für eine Aufgabe einzusetzen. In einer kurzen Fragerunde, erzählte Gerber von seinen Erlebnissen in Rom. Die beiden Mini-Wallfahrten in 2010 und 2014 seien etwas ganz Besonderes gewesen. Dies bestätigte auch Leah Radau von den Markdorfer Minis, diese Wallfahrten seien prägende Erlebnisse in ihrer Mini-Karriere gewesen. Auch im Vatikan werde wahrgenommen, mit wie vielen jungen Menschen die Freiburger nach Rom kommen, berichtete der Weihbischof. Dann gab es Lob für die Jugendarbeit in den heimischen Pfarreien, es habe sich bis Freiburg herumgesprochen, dass es im Dekanat Linzgau eine besonders aktive Jugendarbeit in den Pfarreien gebe. Musikalisch wurde der Gottesdienst von der ehemaligen Firm-Band „Team Jesus“ und von Nicolai Dambacher (ehemaliger Mini) an der Orgel mitgestaltet.

„Ministrant zu sein ist mehr als Kirche“

Südkurier 25.06.2017

Auf einen Kaffee mit… Viktoria Beck und Max Kiefer, den beiden Oberministranten der Ministranten Markdorf. Sie sprechen über ihre Aufgaben, Glaube und Image.

Max Kiefer und Victoria Beck im Gespräch mit SÜDKURIER-Mitarbeiterin Nicole Burkhart. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Seit Anfang des Jahres sind Sie beide neue Oberministranten. Wie sind Sie aber überhaupt zu den Ministranten gekommen?

Viktoria Beck: Ich bin direkt nach der Erstkommunion zu den Minis gegangen. Das war 2009. Zwei meiner Geschwister waren schon dabei. Da habe ich natürlich einiges mitbekommen und wollte das auch. Max Kiefer: Ich bin auch seit 2009 dabei. Bei mir war es allerdings mein Vater, der meinte, ich solle mir das mal anschauen. Er war früher selbst Ministrant. Na ja, ich habe es mir angeschaut und bin dabeigeblieben.

Und wie genau wird man nun Oberministrant?

Max Kiefer: Unsere Vorgänger haben uns gefragt, ob wir uns das vorstellen können. Sie haben uns quasi ausgesucht. Viktoria Beck: Dann wurde es mit dem ganzen Mini-Rat, das sind alle aktuellen Leiter, besprochen. Jetzt werden wir eingelernt, übernehmen immer mehr Aufgaben, können aber bei Fragen oder Unsicherheiten noch auf unsere Vorgänger Leah Radau und Gabriel Beck zukommen. Max Kiefer: Ja, das war ihnen ganz wichtig, dass es einen Übergang gibt und wir eingelernt werden. Die beiden haben auch viel aufgebaut, eine Struktur reingebracht.

Was bedeutet es für Sie, dieses Amt zu übernehmen?

Max Kiefer: Ich empfinde es schon als Ehre. Zuerst konnte ich gar nicht glauben, dass die beiden aufhören und ich ihr Nachfolger werden soll. Ich hatte zwar mal die Vorstellung, dass es cool wäre, das zu machen, aber es kam dann doch ganz überraschend. Viktoria Beck: Zuerst habe ich gesagt, ich mache das nicht. Ich dachte einfach, ich kann das nicht. Ich hätte nie gedacht, dass ich den Mini-Rat leite.

Was genau kann man sich denn unter den Aufgaben eines Oberministranten vorstellen?

Max Kiefer: Wir leiten den Mini-Rat, aktuell sind das 25 aktive Leiter. Dort besprechen wir alle Aktionen, organisieren Ausflüge, klären wichtige Dinge. Viktoria und ich setzen uns vorher zusammen und gehen die einzelnen Punkte durch. Wir halten Kontakt zu Vikar Johannes Treffert und Pfarrer Ulrich Hund. Viktoria Beck: Wir reflektieren die vergangenen Aktionen und was wir verbessern können.

Was ist das Besondere an der kirchlichen Jugendarbeit im Gegensatz zu einem anderen Verein?

Viktoria Beck: Wir haben auch schon öfter überlegt, was uns besonders macht. Bei den Ministranten ist jeder willkommen. Wer zum Fußball geht, muss Fußball spielen können, bei den Minis muss man nichts Bestimmtes können. Max Kiefer: Jeder kommt, wie er ist und bringt seine Fähigkeiten mit. Das ist das Schöne und Besondere daran.

Gibt es ein Highlight in Ihrer bisherigen Ministranten-Zeit?

Viktoria Beck: Das Mini-Lager ist in jedem Jahr ein Highlight. In den Sommerferien fahren wir für zehn Tage weg und erleben eine tolle Zeit mit viel Programm und einer super Gemeinschaft. Dieses Jahr haben sich 75 Kinder angemeldet, das sind so viele wie noch nie. Max Kiefer: Für mich zählen auch die Sommerlager klar zu den Highlights. Aber auch, als ich das erste Mal als Leiter bei der Sternsingeraktion dabei war. Jeden Tag gemeinsam die Häuser ablaufen, Geld für arme Kinder sammeln, das war toll.

Was ist Ihnen wichtig, was möchten Sie den Kindern mitgeben?

Max Kiefer: Ministrant zu sein ist mehr als Kirche, aber auch mehr als Freizeit. Nicht umsonst lautet der Spruch der Ministranten in der ganzen Diözese: „Mehr als Messdiener“. Viktoria Beck: Es ist eine Mischung aus Kirche und Freizeit. Dennoch verbindet uns die Kirche, denn dadurch finden wir uns als Gruppe erst zusammen.

Aber ist Kirche nicht bei Jugendlichen eher out?

Viktoria Beck: Ja, leider bekommt man das schon öfter zu hören, warum man ministriert und überhaupt dabei ist. Aber es macht Spaß, man kann den Kindern so viel mitgeben und auch für sich selbst lernt man einiges. Max Kiefer: Manchmal wird es ins Lächerliche gezogen, aber ich lasse die anderen einfach reden, denn mir macht es richtig Spaß. Als Junge denkt man vielleicht erst, es ist komisch in einem Gewand herumzulaufen, aber wenn man dabei ist, gehört das selbstverständlich dazu. Eine Art „Berufskleidung“ sozusagen. Wir Minis haben sogar einen Image-Film gedreht. Er zeigt, was wir tun, aber auch, dass wir witzig und cool sind und eben nicht nur brav und langweilig, wie viele annehmen.

Wie wichtig ist Ihnen dabei gelebter Glaube?

Viktoria Beck: Mir ist das wichtig, ich wurde so erzogen. Wichtig ist mir, christliche Werte zu vermitteln und sie zu spüren. Max Kiefer: Mir ist der Glaube wichtig. Klar, man geht zum ministrieren, aber sonst bete ich. Auf dem Lager bereiten wir alle einen Gottesdienst vor, vor jedem Essen gibt es ein Tischgebet und wir gehen vor Ort auch einmal in die Messe. Dieses Jahr könnte das allerdings ziemlich eng werden, wenn 100 Ministranten in der kleinen Gemeinde auftauchen (lacht). Viktoria Beck: Toll ist, wenn man erfährt, dass es noch so viele andere junge Menschen gibt, die dasselbe glauben und leben. Letztes Jahr auf dem Weltjugendtag in Krakau erging es mir so. Dagegen fühlt man sich schon etwas allein im kleinen Markdorf.

Dabei kann man bei 130 Ministranten nicht gerade von klein sprechen.

Max Kiefer: Ja, es ist schon erstaunlich. Andere Gruppen haben Nachwuchssorgen oder schaffen es nicht, zum Beispiel ein Lager auf die Beine zu stellen – und wir reisen mit 75 Kindern und 25 Leitern für zehn Tage nach Österreich. Viktoria Beck: Neben dem Sommerlager bieten wir wöchentlich Gruppenstunden an, jeder Jahrgang hat eine Gruppenstunde, insgesamt sind es sieben Stück. Max Kiefer: Dort spielen wir mit den Kindern, backen, basteln, machen Ausflüge oder üben das Ministrieren.

Denken Sie, die Zeit bei den Ministranten bringt Ihnen etwas für Ihr späteres Leben?

Max Kiefer: Ja! Viktoria Beck: Man lernt Verantwortung zu übernehmen, Aktionen zu planen und zu organisieren. Das ist sicher wichtig fürs Berufsleben. Auch selbstbewusst hin stehen und etwas präsentieren nehmen wir mit.

Wie sind Ihre eigenen Zukunftspläne?

Max Kiefer: Meine Ausbildung geht jetzt erst einmal drei Jahre. Möglicherweise schließe ich danach noch das Berufskolleg an, um mehr Möglichkeiten zu haben. Vielleicht gehe ich mal ein Jahr weg, aber eigentlich möchte ich gerne hier in der Gegend bleiben. Viktoria Beck: Ich habe noch keine konkreten Pläne. Das Abi mache ich 2019 und danach wird man sehen. Vielleicht irgendetwas mit Kindern oder im Krankenhaus, ich bin aber noch total offen. Meine Schwester war ein Jahr in Peru, mein Bruder geht nach Bolivien. Für mich ist das nichts, ich möchte gerne hierbleiben. Mal sehen, ob sich das noch ändert.

Fragen: Nicole Burkhart

Zu den Personen

Viktoria Beck ist 17 Jahre alt und besucht aktuell das Droste-Hülshoff-Gymnasium in Meersburg. Sie hat zwei Brüder und eine Schwester und lebt mit ihrer Familie in Markdorf. Neben den Ministranten spielt sie in der Jugend- und Stadtkapelle Markdorf Querflöte.

Max Kiefer lebt mit seinen Eltern und der jüngeren Schwester in Markdorf. Der 18-Jährige macht seit September 2016 eine Ausbildung zum Industriemechaniker. Seine Leidenschaft ist ebenfalls die Musik, er spielt gerne Gitarre.

Warum an Karfreitag die Kirchenglocken in Markdorf verstummen

Südkurier 17.04.2017

Der SÜDKURIER hat Markdorfer Ministranten beim Ratschen auf dem Kirchenturm von St. Nikolaus begleitet.

Carl hält und Viktoria kurbelt an einer der Oster-Ratschen auf dem Kirchenturm von St. Nikolaus. Bild: Jörg Büsche

Karfreitag, kurz nach halb drei. Eine Gruppe Ministranten genießt in der kleinen Parkanlage neben der St.Nikolaus-Kirche die Sonne. Durch die geöffnete Tür zum Sakristei-Trakt fällt der Blick auf weitere Jugendliche, Kinder, die bereits ihr Messdienergewand anhaben. Gleich werden sie es wieder ausziehen. Denn es geht auf den Turm von Markdorfs Hauptkirche. Die Gläubigen werden zum Gottesdienst, zur „Liturgie vom Leiden und Sterben Jesu Christi“ gerufen.

Heute erfolgt dieser Ruf jedoch nicht durchs Glockenläuten. Heute erklimmen die Ministranten den Turm, damit sie einige Stockwerke unterhalb des Glockenstuhls mit Ratschen klappern. Deren Lärmen trägt viel weniger weit als der Glockenklang. Was in Zeiten akustischer Umweltverschmutzung durch nie ruhende Motorengeräusche jedoch kaum ins Gewicht fällt. Wichtig ist das Symbolische. „Dass passt dazu, das wir während des Gottesdienstes keine Schellen schwingen“, erklärt Messdiener Gabriel Beck. Außerdem, so führt er aus, gebe es kein Orgelspiel und das Kreuz ist zugedeckt. „Auf alles Festliche wird verzichtet“, sagt Ministrant Lars Lämmlein.

Die Glocken schweigen. Außer dem Stundenschlag, der auch weiterhin zu hören ist. In manchen anderen Gemeinden tönt selbst dieser Klang nicht mehr in der Phase vom Gloria der Messe vom letzten Abendmahl an Gründonnerstag bis hin zum Gloria der Osternachtsfeier. „Weil sie nach Rom geflogen sind“, sagt Pfarrer Ulrich Hund. Der Geistliche spielt an auf die Kindern gern erzählte Geschichte. Ihr Kern: Die Glocken stellen sich beim römischen Papst ein, um dort den Segen, somit auch neue Kraft zu empfangen und um schließlich mit der Osterbotschaft zurückzukehren.

Stattdessen schlagen hölzerne Hämmer auf Bretter, tönen Klappern oder Ratschen. „Rätschen“ heißen sie in Markdorf. Wo es auf dem Turm der St.-Nikolaus-Kirche ganz besonders laute Exemplare gibt. Getischlert hat sie einst Hubert Freyas, Spross einer Mesner-Familie, Lehrer, Heimat-Historiker und Brauchtumskenner. Mit Hingabe drehen die Ministranten an den Kurbeln der tischfußballspielgroßen Lärm-Apparate. Einige Ratschen haben nur eine Kurbel. Andere verfügen über zwei, sodass sie auch von zwei Ministranten betrieben werden können. Eine Arbeit, die allen viel Freude bereitet. Nach dem letzten Hammerschlag, nach dem letzten Nocken-Klacken geht es wieder hinab. Gleich beginnt die Karfreitags-Liturgie. Dann ist wieder Stille, nur Gesang und Einkehr – ohne Glockengeläut und Schellen-Klang.

Brauch wird immer beliebter: Osterbrunnen verschönern die Orte

Südkurier 14.04.2017

Die Tradition, Brunnen für die Osterzeit festlich zu schmücken, wird auch rund um Markdorf seit einigen Jahren gelebt. Ob Frauengemeinschaft, Seniorenkreise, Einzelhändler oder engagierte Bürger. Die Initiative geht aus ganz unterschiedlichen Gruppierungen hervor. Gemeinsam haben alle eins: Sie wollen mehr Farbe in ihre Ortschaften bringen.

Für Groß und Klein ist der üppig geschmückte Brunnen am Markdorfer Rathausplatz eine Augenweide und ein beliebter Treffpunkt. | Bild: Privat

Die ursprünglich aus dem Fränkischen stammende Tradition, in der Osterzeit Brunnen in Städten und Dörfern liebevoll zu schmücken, ist auch in der Bodenseeregion vielerorts zu einem schönen Ritual geworden.

„Ich dachte mir, das würde doch auch gut zu Markdorf passen und da habe ich das in die Hand genommen, um einen Glanzpunkt zu Ostern zu schaffen“, sagt Robert Gratwohl, der schon vor einigen Jahren die Idee umgesetzt hat. Mittlerweile gibt es so schon drei Osterbrunnen in der Markdorfer Kernstadt. Mit Einzelhändlern, Freunden und Verwandten wird der Latsche-Brunnen jetzt schon im fünften Jahr zu einem echten Hingucker und erfreut die Menschen, die daran vorüberschlendern. Seit drei Jahren dekoriert Gratwohl gemeinsam mit den Trachtenfrauen den Brunnen neben dem Rathaus. Und in diesem Jahr zum ersten Mal erfreut sich der Hellbrunnen beim ehemaligen Feuerwehrhaus über ein österliches Gewand. „Ich habe die Ministranten gefragt, ob sie mit mir gemeinsam den Brunnen schmücken möchten und sie waren sofort Feuer und Flamme“, freut sich Gratwohl, der betont, dass die Brunnen Farbe ins Städtle bringen sollen und den Frühling ankündigen.[…]

Pfarrer Ulrich Hund segnet liebevoll gebastelte Palmen

Schwäbische Zeitung 09.04.2017

Palmweihe in Markdorf.

Markdorf. Eine große Anzahl von Kindern ist am Sonntag mit ihren prächtigen Palmstecken zu Spitalkirche gekommen. Es waren tolle Kunstwerke aus Buchs, bunten Eiern und Schleifen. Pfarrer Ulrich Hund segnete die kleinen und großen Palmen. Diese Tradition soll an den Einzug von Jesus in Jerusalem erinnern, als ihn dort die Menschen, zu Beginn der Karwoche, mit Palmenzweigen zu jubelten. Zuvor hatten die Ministranten noch kleine, selbst gebastelte Palmsträuße verkauft. Musikalisch wurde die Weihe vom Kinder- und Kirchenchor St. Nikolaus begleitet. Anschließend zogen die Kinder und die zahlreichen Erwachsenen zum Gottesdienst in die Pfarrkirche.

Trauer um Pfarrer Werner Reihing

Südkurier 08.03.2017

Der langjährige und beliebte Markdorfer Stadtpfarrer Werner Reihing ist im Kloster Hegne bei Konstanz im Alter von 86 Jahren verstorben.

Werner Reihing. | Bild: Andreas Lang

Der frühere langjährige Markdorfer Pfarrer Werner Reihing ist am 3. März im Alter von 86 Jahren im Kloster Hegne verstorben. Hier hat er seinen Ruhestand verbracht und 2015 sein Diamantenes Priesterjubiläum gefeiert.

Am 16. Mai 1930 in Konstanz geboren, wuchs Werner Reihing in einer tief gläubigen Familie auf und lernte in St. Stephan als Ministrant die Freude am Glauben kennen, heißt es in einer Würdigung der Seelsorgeeinheit Markdorf. So führte ihn sein Weg zielstrebig nach dem Abitur 1950 zum Theologiestudium nach Freiburg und Münster. Mit 25 Jahren empfing er durch Erzbischof Eugen Seiterich in St. Peter die Priesterweihe und feierte in seiner Heimatgemeinde seine Primiz. Nach Vikarsstellen in Weingarten bei Karlsruhe und Ettlingen wurden ihm 1962 die Pfarrei Lobenfeld und 1968 die Pfarrei Plankstadt anvertraut.

Seine Erfüllung als Seelsorger fand er schließlich in Markdorf und den Pfarreien der Seelsorgeeinheit von 1978 bis zu seiner Pensionierung 2005. An 5. Juni 2005 feierte der damals 75-Jährige seine goldene Priesterweihe. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER sagte er, er verlasse Markdorf mit Wehmut und schönen Erinnerungen. Seine Haushälterin Lydia Kistner, die gute Seele des Pfarrhauses, begleitete Reihing ins Kloster Hegne, wo sie 2010 verstarb.

Sternsinger werden oft schon sehnlich erwartet

 Südkurier 04.01.2017

Unterwegs mit den Sternsingern in Markdorf-Möggenweiler: Kinder und Jugendliche sammeln Geld für Hilfsprojekte. Franziska, Theo, Sabrina, Johannes, Verena und jack sammeln als Könige für Kinderhilfsprojekte.

Franziska, Theo, Sabrina, Johannes, Verena und Jack sammeln als Könige für Kinderhilfsprojekte. | Bild: Jörg Büsche

Die gute Nachricht zu Beginn: Verena verkündet sie. Und es schwingt hörbarer Stolz mit in der Stimme der 13-Jährigen. „440 Euro und 80 Cent haben wir gestern gesammelt.“ Das sei die Summe aus beiden Kassen. So nennen die Markdorfer Drei-Könige ihre Henkel-Büchsen, die sie nach jedem Singen den Leuten entgegenhalten, die ihnen die Türen aufgetan haben und denen die Kinder die Segensformel auf den Türstock zeichneten.

441 Euro, das sei ein stattlicher Betrag, findet Vera. Und ein Ansporn sei es außerdem, heute, am zweiten Tag nach der feierlichen Aussendung der Sternsinger aus der Seelsorgeeinheit Markdorf fürs Jahr 2017 in der Bermatinger St.-Georg-Kirche, die Einnahmen noch zu steigern. Denn die Empfänger des gespendeten Geldes haben Hilfe nötig. Was durchaus auch für jenes Fischerdorf in Kenia gilt, in dem die schlimmsten Folgen einer klimawandel-bedingten Dürre gemildert werden sollen. Wie alle sechs Drei-Könige wissen, die sich an diesem bitterkalten Morgen an der Möggenweiler Kapelle eingefunden haben, um an den Haustüren der umliegenden Häuser zu schellen. Wohin die Spenden-Einnahmen fließen, das erfuhren die Kinder bei ihrer Vorbereitung für die diesjährige Sternsinger-Aktion. Und sie bekamen auch mit, dass das kenianische Dorf nur ein Projekt ist von vielen, das sie aber gut als Beispiel nennen dürfen, falls sich jemand nach dem Zweck der Sammelaktion erkundigen sollte.

Jenes Ehepaar, das eben mit dem Auto vorbeikommt und anhält, wird sicherlich nicht nachhaken. Die Frau erkundigt sich, wann die königlich gewandete Schar an ihrem Haus vorbeikommen werde. Ebensowenig nach fragt Claudia Werth. Auch sie hat die Sternsinger schon erwartet. Sie lobt die drei Kinder für den schön gesungenen „Stern über Bethlehem“: „Das habt ihr wirklich toll gesungen.“

Die meisten freuen sich, berichtet Sabrina, 13, öffnen bereitwillig ihre Tür – und spenden. „Viele geben uns außerdem auch noch Süßigkeiten.“ Ganz, ganz selten werden die Dreikönige abgewiesen. Von Leuten, die selber nichts haben, erklärt Verena. „Einige machen auch nicht auf, weil sie gerade duschen“, schmunzelt die 13-Jährige. Insgesamt aber trifft zu, was Sabrinas Mutter, Hildegard Walk, vermutet hat. „Beim Anblick der Kinder geht doch jedem das Herz auf – und das Portemonnaie.“ Hildegard Walk gehört zu jenen Eltern, die das Dreikönigssingen aus der Ferne begleiten. Morgens werden die Kinder zum Treffpunkt gebracht. Mittags kocht je eine andere Mutter. Und zwischendurch werden die Kinder zum heißen Tee bestellt. Denn der ist nötig bei diesen Temperaturen.

Sternsinger 2017

„Gemeinsam für Gottes Schöpfung – in Kenia und weltweit“, lautet das Motto der Aktion Dreikönigssingen 2017. Im Zentrum stehen Kinder, die von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Eröffnet wurde diese 59. Sternsingeraktion im Bistum Eichstätt. Bundesweit nehmen rund 300 000 Kinder und Jugendliche am Dreikönigssingen teil. Am 6. Januar, dem Dreikönigsfest, werden 40 Könige aus dem Bistum Fulda von Bundespräsident Joachim Gauck im Berliner Schloss Bellevue empfangen. Beim Dreikönigssingen 2016 wurden rund 46 Millionen Euro gesammelt.