Zeitungsartikel 2024

Sternsinger machen sich auf den Weg

Südkurier 03.01.2024

Auch Kinder und Jugendliche aus der katholischen Seelsorgeeinheit beteiligen sich am bundesweit Dreikönigssingen.

Die Markdorfer Sternsinger werden von Vikar Martin Heine ausgesandt. Bild: Jörg Büsche

„Wir wollen Geld einsammeln“, erklärt Leni-Marie. Die Elfjährige trägt Krone und einen edel wirkenden Umhang. Sie sitzt mit etlichen ebenfalls königlich gekleideten Altersgenossen, aber auch einigen Älteren in der vorderen Bankreihe der Markdorfer St.-Nikolaus-Kirche. Vikar Martin Heine wird in wenigen Augenblicken mit dem Aussendungsgottesdienst beginnen. In dessen Verlauf werden die Markdorfer Sternsinger nach einem Segen für ihre Wege auch die Kreide erhalten. Für die alte Formel: „Christus mansionem benedicat“, Christus segne dieses Haus, die sie auf die Türstöcke der von ihnen besuchten Häuser und Wohnungen schreiben.

„Gemeinsam für unsere Erde“

Am Ende des Gottesdienstes bekommen die Sternsinger auch die Sammelbüchsen. „Das Geld ist für die Kinder am Amazonas“, erklärt Leni-Marie. Nicht die gesamten Spendeneinnahmen dieser inzwischen 66 bundesweit durchgeführten Sternsingeraktion. Nur ein Teil fließt an den Amazonas, wo das Kindermissionswerk, neben dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) der Träger der Sternsingeraktion, mit Projektpartnern aus dem Gebiet die Spenden vor allem für Bildungsprojekte einsetzt. Nicht zuletzt geht es dabei auch um den Erhalt des für das Klima so wichtigen Ökosystems des tropischen Regenwalds. „Gemeinsam für unsere Erde – in Amazonien und weltweit“, zitierte Vikar Martin Heine das Motto der diesjährigen Aktion. Die Kinder vom Amazonas stehen jedoch nur beispielhaft für zahlreiche weitere Projekte, die Kindern weltweit zugutekommen sollen.

Das „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder“ aus dem Matthäus-Evangelium hatte Vikar Martin Heine ins Zentrum seiner kurzen Aussendungspredigt gestellt. Das Kümmern um die Allerschutzbedürftigsten mache nicht umsonst den Kern der christlichen Botschaft aus. So galt dann das von den Ministranten vorgetragene Fürbitte-Gebet auch den „Kindern in Kriegsgebieten und auf der Flucht“.

Kontroverse um Gleichbehandlung von Vereinen und Gruppen in der Stadt

Südkurier 24.03.2024

Der Gemeinderat diskutiert über einen dauerhaften Zuschuss für die Markdorfer Ministranten – die Räte sind sich uneins. Mit der Jugendarbeit der Vereine will man sich erst in der kommenden Legislaturperiode befassen.

Markdorfer Ministranten-Leiter haben im Gemeinderat um Zuschüsse für ein Ferienlager angefragt und die Jugendarbeit vorgestellt: Hannah Gihr, Luisa Zurell, Johannes Kannegießer und Amelie Lissner (von links). | Bild: Jörg Büsche

Die Markdorfer Ministranten laden jeden Sommer zu einem Lager ein. In diesem Jahr soll es in den Schwarzwald gehen, ins Refugio Gruppenhaus in Wieden. Wo Kinder und Jugendliche neben der „gigantischen Lage und toller Aussicht“, wie es in den Anmeldungsunterlagen heißt, ein überaus abwechslungsreiches Programm mit Spielen und hohem Kreativ-Anteil erwartet. Mitfahren dürfen alle – im Alter von acht bis 17 Jahren –, gleich ob sie Ministranten sind oder nicht, erklärt Johannes Kanngießer.

Gemeinsam mit Hannah Gihr, Amelie Lissner und Luisa Zurell vom Leiterteam der Ministranten hat er dem Gemeinderat die Arbeit sowie die Aktionen vorgestellt. Dies mit dem Hintergrund, dass die Ministranten die Stadt um einen finanziellen Zuschuss fürs Ferienlager im August bitten. Bislang wurde der wiederholt gewährt – allerdings nicht regelmäßig. Den Ministranten ging es darum, mehr Planungssicherheit für ihre Ferienaktion zu bekommen.

Im Dienste der Kirche und auch der Gemeinde

Was die Ministranten im Gottesdienst tun, wissen dessen Besucher. Die vier Leiter erinnerten den Rat aber auch an ihre Begleitung der Prozessionen – etwa an Fronleichnam. Sie begleiten die Sternsinger und stellen die Martinisinger. Sie sammeln regelmäßig für die Tafel – und vor allem betreiben sie Jugendarbeit. Im Gruppen- beziehungsweise Mini-Keller der Mittleren Kaplanei, außerdem bei ihren Ferienlagern, die allen offenstehen, ganz unabhängig von Glauben oder Konfession.

Viel Spaß haben die Markdorfer Ministranten immer auf ihrem großen Mini-Lager im Sommer in den Bergen. Sie engagieren sich auch stark im Gemeindeleben. | Bild: Sophia Holstein

Offen für alle Konfessionen

Nach der konfessionellen Offenheit hatte sich Stadträtin Lisa Gretscher von der Umweltgruppe erkundigt. Das aber nicht, ohne zuvor die Jugendarbeit ausgiebig zu loben. Lob kam aber auch aus den anderen Fraktionen. Kerstin Mock, Fraktionssprecherin der CDU, gratulierte den vier Jugendlichen zu der „tollen Jugendarbeit“. Und sie erkundigte sich, ob es für bedürftige Teilnehmer der Lager Zuschüsse gebe. Die würden durchaus gewährt, hieß es aus der Gruppe. Doch das Beantragungsverfahren sei nicht ohne Probleme, müssten doch sämtliche Familienausgaben offengelegt werden.

Nach den Kommunalwahlen, in der neuen Legislaturperiode, will der Gemeinderat das Thema Jugendförderung angehen. | Bild: Helmar Grupp

Eine Frage der Gerechtigkeit

Dietmar Bitzenhofer, Fraktionssprecher der Freien Wähler, hat keine Probleme mit einem regelmäßigen Zuschuss für die Ministranten. Er fragte aber die Verwaltung, wie sie mit andern Gruppen oder Vereinen umzugehen gedenke, falls die ebenfalls Ansprüche auf finanzielle Unterstützung anmelden. Bitzenhofer erinnerte an die notwendige Gleichbehandlung.

Dieses Thema – die Förderung der Jugendarbeit –, so antwortete Bürgermeister Georg Riedmann, werde man in der nächsten Sitzungsperiode aufgreifen. Bis dahin entscheide die Verwaltung, sofern Zuschussanträge eingehen. Jonas Alber von der Umweltgruppe befriedigte diese Antwort nicht. Wenn eine Gruppe einen Regelzuschuss bekomme, „sehe ich darin eine Ungleichbehandlung“. Uwe Achilles, Fraktionssprecher der SPD, relativierte: „Absolute Gerechtigkeit gibt es nie.“ An den Markdorfer Ferienspielen nähmen auch nicht alle Markdorfer Kinder teil. Die Stadt fördere sie dennoch. Mit einer Gegenstimme entschied sich der Rat, die Ministranten dauerhaft zu fördern.

72 Stunden für den guten Zweck: Diese Bauprojekte von Jugendlichen laufen in Markdorf

Südkurier 19.04.2024

Bis Sonntag haben die Teilnehmer Zeit, ihre Aufgaben umzusetzen. Viele Jugendliche packen bei der Sozialaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend an, um die Stadt zu verschönern.

Gehören zur Leitung der 72-Stunden-Aktion bei den Ministranten Markdorf (von links): Maren Engel, Amelie Lissner und Peyton Heinz. Die richten den Volleyball- und Bolzplatz in Hepbach neu her. | Bild: Daniel Vedder

Sie hämmern, graben und rechen. Etwa 30 Jugendliche haben sich am Freitag auf dem Hepbacher Bolz- und Volleyballplatz versammelt, nicht etwa um zum Beginn des Wochenendes eine Runde gegen den Ball zu kicken.

Im Gegenteil: Für die Ministranten Markdorf beginnt die Arbeit heute erst so richtig. Sie sind eine von drei Markdorfer Gruppen, die an der 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) teilnehmen. Mit unterschiedlichen Bauprojekten wollen sie die Stadt für ihre Bewohner ein Stück schöner machen.

Schattenplätze für Volleyballplatz in Hepbach

Die Ministranten haben sich für ihr Projekt einen bekannten Ort ausgesucht. Schon vor fünf Jahren waren sie mit dabei, als der Hepbacher Volleyballplatz im Rahmen der letzten Ausgabe der Aktion gebaut wurde.

Die Ministranten machen da weiter, wo sie 2019 aufgehört haben. Bei der letzten 72-Stunden-Aktion haben sie das Volleyballfeld in Hepbach gebaut. In diesem Jahr bauen sie selbst Sitzbänke für das Gelände zusammen und pflanzen fünf neue Bäume. | Bild: Daniel Vedder

Dieses Jahr soll es vor allem darum gehen, das Gelände noch ein bisschen schöner zu gestalten. „Dazu pflanzen wir Bäume und bauen Sitzbänke zusammen“, sagt Amelie Lissner vom Leitungsteam. So sollen rund um die Sportanlage einige Schattenplätze für den Sommer entstehen.

Jugendliche trotzen eisigem Wind

Fünf Bäume wollen die Jugendlichen bis Sonntag pflanzen. Dafür suchen sie laut Amelie Lissner auch noch Paten. Für 20 Euro kann man sich mit Namen auf einem Schild an einem der Bäume verewigen lassen. Laut der Leiterin liegen die Ministranten auch gut im Zeitplan. Drei der fünf Bäume sind bis mittags schon eingepflanzt. „Heute packen wir es wahrscheinlich, alle Bäume zu pflanzen. Wir werden zügig mit dem Gröbsten fertig sein. Dann kommt nur noch der Feinschliff“, sagt Amelie Lissner.

Haben gerade den dritten von fünf Bäumen neben dem Bolzplatz in Hepbach gepflanzt (von links): Penelope Gradl (11), Leni Rothoff (11) und Jana Vogel (11). | Bild: Daniel Vedder

Der kalte Wind, der am Freitag über das Gelände peitscht, tut der guten Laune bei den Freiwilligen keinen Abbruch. Auch falls es zum Wochenende nochmal richtig regnen sollte, hat die Gruppe einen Plan B: „Wenn es regnet, sind wir die Tage dann eher im Minikeller und basteln an den Schildern beziehungsweise bauen dort die Bänke weiter zusammen.“

So sehen die Ergebnisse der 72-Stunden-Aktion in Markdorf aus

Südkurier 25.04.2024

Regen, Matsch und sogar Schnee können die Jugendlichen nicht aufhalten. Die Bauprojekte dreier Gruppen erstrahlen nun in der Stadt, Leimbach und Hepbach. Manche Teilnehmer machen sogar mehr als ursprünglich geplant.

Ein eisiger Wind pfeift kontinuierlich über den Hepbacher Volleyball- und Bolzplatz. Über den Tag verteilt regnet es immer wieder. Es waren vergangenen Freitag nicht die besten Gegebenheiten, um unter freiem Himmel zu arbeiten. Trotzdem schaufelten und hämmerten die gut 30 freiwilligen Jugendlichen der Ministranten Markdorf fleißig daher.

Sie und zwei weitere Gruppen haben zwischen 18. und 21. April mit Bauprojekten an der 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend teilgenommen, um Markdorf schöner zu machen. 79 Freiwillige hatten sich laut Lara Köhler vom Katholischen Jugendbüro Linzgau für die Projekte bei der Sozialaktion in Markdorf angemeldet.

Das Volleyballfeld in Hepbach nach der 72-Stunden-Aktion. Zwei neue Sitzbänke stehen neben dem Platz. Außerdem haben die Ministranten, neben den schon sichtbar stehenden Stämmen, fünf neue Bäume gepflanzt. | Bild: Daniel Vedder

Die freudige Nachricht: Alle sind bis zum Ende der Aktion mit ihren Vorhaben fertig geworden, „was bei dem Wetter bemerkenswert ist“, sagt Lara Köhler. Die kleinsten Helfer unter diesen Bedingungen bei Laune gehalten zu haben, sei die größte Leistung der Gruppen gewesen.

Ministranten vor dem Zeitplan

Auch bei den Ministranten hielten die Freiwilligen dem Wetter bis zum Sonntag Stand. Laut Lara Köhler seien sie so früh mit ihrem Projekt fertig gewesen, dass sie am Sonntag nach weiteren Aufgaben suchen mussten.

Die Ministranten haben rund um das Volleyballfeld in Hepbach zwei neue Sitzbänke gebaut und fünf Bäume gepflanzt. Sie sollen das Gelände gemütlicher machen und für den Sommer Schattenplätze spenden. Für die jungen Bäume haben sie auch schon Paten gefunden. Darunter auch Markdorfs Pfarrer Ulrich Hund.

So sehen die Neulinge in Hepbach aus der Nähe aus. Eine der zwei selbst gebauten Sitzbänke und einer von fünf neu gepflanzten Bäumen, die nun um das Volleyballfeld stehen. Mit Pfarrer Ulrich Hund hat dieser junge Baum sogar schon einen Paten gefunden. | Bild: Daniel Vedder

Ministranten sammeln für die Tafel

Südkurier 16.10.2024

  • Einkaufende Kunden zur Mithilfe animiert
  • Lebensmittelspenden für bedürftige Menschen
  • Rund 260 Familien sind derzeit darauf angewiesen
Die Ministranten vor dem Tafelladen, der sich im Gebäude Am Stadtgraben 18 befindet. Viele Freiwillige haben viele gespendete Lebensmittel und Hygieneartikel zusammengetragen, die die Ehrenamtlichen der Tafel verteilen werden. Bilder: Jörg Büsche | Bild: Jörg Büsche

Beispielsweise Tomaten, Mehl, Mais, Nudeln und H-Milch haben die Minis gleich kistenweise gesammelt. Das Motto ihrer Aktion: „Jeden Tag eine gute Tat!“ Die bestand darin, Kunden der beiden Edeka-Sulger-Geschäfte – Mangold- und Ravensburger Straße – zum Spenden anzuregen. Und das mit eben dem Appell, der auch sie motiviert hatte. „Jeden Tag eine gute Tat!“ Zum Beispiel durch den Kauf von haltbaren Lebensmitteln, die von den Ministranten zur Tafel gebracht wurden, damit der Reis, die Nudeln oder Konserven an die Kunden verteilt werden können.

Wenig Erklärungsbedarf

„Wir mussten nicht viel erklären“, berichtet Josephine Hummel, eine der erwachsenen Leiterinnen der Ministranten. Dass die Helfer der Tafel Lebensmittel sammeln, um sie an Bedürftige weiterzugeben. An Menschen mit schmalem Einkommen. An jene, die sich eher selten frisches Obst oder Gemüse leisten können. Derzeit sind es etwa 260 Familien für die die Ehrenamtlichen der Tafel vor allem Brot, Gemüse oder Milchprodukte bei Bäckern, Landwirten und Lebensmittelhändlern in und um Markdorf einsammeln. Lebensmittel, die zu viel produziert wurden. Oder Ware, die das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht hat. Für die die Unternehmen aber keine Garantie mehr übernehmen, obwohl die Qualität keineswegs beeinträchtigt sei, erklärt Günther Wieth, Vorsitzender der Zukunftswerkstatt und Leiter des Tafelladens (Am Stadtgraben 18).

Ohne finanzielle Hilfe geht‘s nicht

In Zeiten, da die Disponenten der Lebensmittelgeschäfte und Supermärkte immer knapper kalkulieren, geht die Anzahl der Spenden deutlich zurück. Vor allem Milchprodukte seien davon betroffen, berichtet Wieth. Um so stärker ist die Tafel auf Geldspenden angewiesen. Die kommen von Privaten, von Vereinen und von Unternehmen. „Ohne solche finanzielle Hilfe, wäre unsere Unterstützung für die Bedürftigen im bisherigen Umfang gar nicht mehr machbar“, erklärt Wieth. Er bedauert allerdings, dass in Anbetracht zunehmender Bedürftigkeit in der Bundesrepublik das Kernanliegen der Tafel immer mehr in den Hintergrund gedrängt werde. Angetreten sei man schließlich auch mit dem Ziel, etwas gegen das Verschwenden von Lebensmitteln zu unternehmen.

Doch es freut Wieth besonders, wenn junge Menschen die Tafel unterstützen. So wie nun die Markdorfer Ministranten. So wie neulich eine Gruppe von Firmlingen aus der Kirchengemeinde Salem-Heiligenberg. Sie baten Besucher des Wochenmarkts vor dem Salemer Rathaus um Lebensmittelspenden. Außer um frisches Obst und Gemüse auch um Haltbares wie Konserven, Nudeln oder Reis. Die Firmlinge baten außerdem um Süßigkeiten, um Hygieneartikel sowie um Schulmaterial, für die Kinder der Tafelkunden. „Das war unser Projekt im Rahmen der Firmvorbereitung“, erklärte Niklas. Der 13-Jährige zeigte sich überaus zufrieden mit dem Spendenergebnis.

Gleichermaßen zufrieden wirken auch die Minis, als sie die Kisten mit den von den Edeka-Kunden gespendeten Lebensmitteln im Tafelladen abliefern. „Ich finde es gut, wenn ich Menschen, die Hilfe brauchen, unterstützen kann“, erklärt die 17-jährige Maren. Bela (15) erklärt, dass ihm „unser Miteinander beim Helfen Spaß gemacht“ habe. Und Josephine Hummel berichtet von der Zufriedenheit der Spender. „Viele haben sich gefreut, dass sie uns was mitgeben konnten für die Tafel.“

Martini-Sänger sorgen für Freude an den Haustüren

Südkurier 03.11.2024

Sie klingen an den Tagen um Allerheiligen an Häusern und bekommen Süßigkeiten – mit Halloween haben sie aber nichts zu tun. Die Martini-Sänger führen in Markdorf einen jahrhundertealten Brauch fort und tun dabei Gutes.

Von Karin Scherzinger gibt es eine Spende für den guten Zweck in die Büchse von Jakob und Schokolade für die ganze Gruppe. | Bild: Marvin Nagel

Karin Scherzinger muss nicht lange überlegen, als sie durch die Gegensprechanlage hört, wer gerade bei ihr an der Tür geklingelt hat: „Die Martini-Sänger! Ich komme sofort“, sagt sie. Als sie dann die Tür öffnet, beginnen die Ministranten und ihre Leiter das Martini-Lied zu singen. Zum Dank dafür gibt es von Scherzinger eine Spende für den guten Zweck und Schokolade, um die Martini-Sänger bei Kräften zu halten. Mit einem „Gute Nacht und vergelt‘s Gott“ verabschiedet sich die mit Mänteln und Hüten bekleidete Gruppe wieder in den Markdorfer Nebel.

Martini-Sänger wissen, wer sich besonders über ihren Besuch freut

An den Tagen um Allerheiligen beginnt der Abend für die Martini-Sänger im Ministrantenkeller. Hier treffen sie sich, um das Martini-Lied zu proben, das mit Text und Melodie aus dem 17. Jahrhundert nicht ganz leicht über die Lippen geht. „Nach einem Jahr Pause ist es gut, wenn wir hier noch einmal in Ruhe üben können, damit es dann an den Häusern klappt“, sagt auch Franziska Rick, die eine der Gruppenleiterinnen ist. Am 30. Oktober besteht die Gruppe aber aus erfahrenen Ministranten, alle waren schon mindestens einmal beim Singen dabei, so reichen einige wenige Probedurchgänge. Um 17.30 Uhr geht es dann los auf die Straßen Markdorfs.

Bevor es losgeht, treffen sich die Martini-Sänger Maxi, Jakob, Franziska, Carina, Elisa, Johannes und Felix (von links) im Ministrantenkeller, um das Lied gemeinsam zu üben. | Bild: Marvin Nagel

Die Gruppe besucht zunächst Markdorfer, die den Brauch kennen

Zunächst übernimmt Franziska Rick das Kommando, es geht um die Frage, in welche Straßen und an welche Häuser es gehen soll. Hier zeigt sich direkt, dass die Gruppe Erfahrung hat, viele kennen Markdorfer, die sich besonders über einen Besuch der Martini-Sänger freuen würden. „Leute, die den Brauch kennen und unterstützen, oder die früher selbst bei den Ministranten waren, versuchen wir natürlich jedes Jahr zu besuchen.“ Eines der ersten Häuser, die angesteuert werden, ist das von Lisa Bitzenhofer. Und die zeigt sich hocherfreut, als sie hört, dass die Sänger vor dem Haus stehen. „Toll, dass ihr das macht“, sagt Bitzenhofer, nachdem das Lied vorüber ist.

Lisa Bitzenhofer freut sich wie jedes Jahr über den Besuch der Ministranten und gibt ihre Spende in die Büchse von Elisa. | Bild: Marvin Nagel

Die Freude darüber, dass die Ministranten den alten Markdorfer Brauch weiterführen, ist an diesem Abend an verschiedenen Haustüren zu hören. Das sei nicht selbstverständlich, dass sie das tun, wird der Gruppe mehrmals gesagt, es gibt auch Lob dafür, wie gut der Text sitzt.

Das Martini-Lied | Video: Marvin Nagel

Nächstes Jahr gern auch ein Kartenlesegerät mitbringen

Die Spendenbüchse füllt sich stetig an diesem Abend, an einer Tür wird sogar der Wunsch geäußert, dass die Gruppe im nächsten Jahr doch bitte ein Kartenlesegerät mitbringen solle, falls gerade kein Bargeld im Haus ist. Johannes bilanziert: „Was die Türöffnungsquote angeht, läuft es heute richtig gut.“ Und auch wenn die Martini-Sänger mal abgewiesen werden, die Laune in der Gruppe bleibt beim Ziehen von Tür zu Tür unverändert hoch.

Mit Freunden zusammen etwas Gutes tun

Dem zwölfjährigen Maxi gefällt vor allem der gemeinschaftliche Aspekt am Martini-Singen: „Man ist mit seinen Freunden zusammen und tut dabei auch noch was Gutes – das ist schon cool“, sagt er. Sein gleichaltriger Freund Jakob, mit dem er auch zur Schule geht, kann ihm da zustimmen. Wegen der Gemeinschaft in der Gruppe ist auch der 15-jährige Felix zu den Ministranten gekommen, dieses Jahr soll er in die Rolle des Leiters hineinwachsen. „So gehen wir sicher, dass die Tradition fortgeführt wird“, erklärt Franziska Rick. Das sei nicht selbstverständlich, schließlich gehöre das Martini-Singen nicht mehr zur Pflicht bei den Ministranten, fügt Johannes hinzu, er ist ebenfalls Gruppenleiter.

Früher wurde das Martini-Lied noch auf Latein gesungen, heute singen die Ministranten Maxi, Johannes, Felix, Carina, Franzi (von links) die deutsche Übersetzung. | Bild: Marvin Nagel

Dass der Brauch des Martini-Singens in Markdorf über die Jahre fortgeführt wird, darüber ist auch Pfarrer Ulrich Hund froh: „Da würde Markdorf schon was fehlen, wenn es das nicht mehr gäbe.“ Den Gemeinschaftssinn in der Gruppe nimmt der Pfarrer auch wahr und sieht darin die Chance, dass der Brauch noch lange erhalten bleibt – wovon letztlich alle profitieren würden: „Die Gruppe hat Spaß, eine alte Tradition wird fortgeführt und das Ganze ist noch für einen guten Zweck – was gibt es Besseres?“

Kleiner Verzicht zeigt große Wirkung

Südkurier 07.11.2024

Von der Pfandaktion beim Markdorf Open Air profitieren dieses Jahr drei Vereine und Institutionen sowie Baumfreunde

Ihre Vereine und Institutionen profitieren vom Becher-Pfand beim diesjährigen Markdorf Open Air (von links) : Eva-Maria Weiss (Therapeutisches Reiten), Gerhard Eberl (Musikschule und Förderstiftung), Initiator Jens Neumann (Kulturteam Markdorf), Standbetreiber Bruno Stotz (Stotz Hof) sowie Hanna Gihr und Luisa Zurell (Ministranten). | Bild: Christiane Keutner

Über das Markdorf Open Air mit vier Konzerten und prominenten Sängern und Musikern auf dem Marktplatz, das das Kulturteam Markdorf mit den Geschäftsführern Jens Neumann und Dieter Bös jährlich ausrichtet, freuen sich nicht nur die Besucher, sondern auch Vereine und Institutionen, denn Letztere profitieren von der Pfandaktion: Die Besucher verzichten auf die Rückgabe des Pfandes in Höhe von 2 Euro pro Becher und werfen diese in eine der zwei Tonnen, die von 16 Mitgliedern der Musikschule an den vier Tagen betreut werden.

In diesem Jahr kamen 4456 Euro durch die Becher zusammen, die Mitglieder der Historischen Narrenzunft, Stadtkapelle und Stotzhof ausgegeben hatten. Über jeweils 1114 Euro freuen sich diesmal die Ministranten, die Musikschule, der Verein Therapeutisches Reiten und die Allgemeinheit.

Die Minis können das Geld gut für ihre jährlichen Lager, die im Allgäu, Schwarzwald oder Bayern stattfinden, gebrauchen: „Programm-Materialien und Hausmiete werden jedes Jahr teurer“, sagen Luisa Zurell und Hanna Gihr. […]