Martinisingen statt Halloween: Was es mit dem alten Markdorfer Brauch auf sich hat
Südkurier 30.10.2019
- Ministranten ziehen diese Woche von Haus zu Haus
- Kinder singen und sammeln für einen karitativen Zweck
- Wir haben die Gruppe bei einem Rundgang begleitet
Seit Montagabend sind die Martinisänger unterwegs. Eine kleine Gruppe Kinder, die in Begleitung von ein, zwei jungen Erwachsenen an den Haustüren klingeln, um Spenden für einen karitativen Zweck zu erbitten. Dabei singen sie ihr Martinilied. Zurück geht die Tradition dieses lokalen Heischebrauchs bis ins 17. Jahrhundert – in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Die Martinisänger werden noch bis Ende der Woche unterwegs sein.
Spenden gehen an Caritas-Baby-Hospital in Bethlehem
„Ich finde es gut, wenn solche alten Bräuche am Leben bleiben“, erklärt Sophia Holstein. Darum begleitet die 19 Jahre alte Ministrantenleiterin auch in diesem Jahr wieder die kleine Schar, die für das Bethlehemer Caritas-Baby-Hospital sammelt. Vor zwei Jahren waren wir mit unserem Vikar dort und haben uns das Krankenhaus angeschaut; seitdem weiß ich, wie wichtig es ist, den Menschen zu helfen, sagt sie. Im Westjordanland herrsche bittere Not.
„Wir freuen uns über jeden Cent“, wird Sophia Holstein später einer Markdorfer Neubürgerin erklären. Die junge Frau, eine Bankerin, wickle alle Geldgeschäfte online ab. Während sie das erklärt, steckt sie ihr rasch zusammengesuchtes Kleingeld in die Sammelbüchse der Martinisänger.
Suche nach Mitstreitern
Martinisänger gesucht, hieß es jüngst im Pfarrblatt der Katholischen Pfarrgemeinde St. Nikolaus. Der Aufruf richtete sich an Kinder ab der zweiten Klasse. An alle Kinder, die sich für einen uralten Markdorfer Brauch interessieren und darüber hinaus auch Lust haben, mitzusingen und mitzuziehen von Haus zu Haus, um Spenden für einen guten Zweck zu sammeln.
Aufruf im Pfarrblatt bleibt unerhört
Fehlanzeige. Leander, 14, habe sich umgehört unter seinen Altersgenossen, erzählt er seiner Mitsängerin Sophia Höll beim Weg über ein Hanglagen-Gartengrundstück am Garwiedenweg. „Von denen wollte keiner beim Martinisingen mitlaufen“, erklärt der hoch aufgeschossene Bub unter seinem etwas altväterlich wirkenden Hut und dem kaum modischer wirkenden Mantel. „Weil’s ihnen peinlich ist“.
Leander lässt offen, ob der absichtlich altertümliche Aufzug der Martinisänger solche Peinlichkeit erzeugt oder der Heischebrauch, das Bitten um Gaben. Oder ob es doch der ungewohnte Gesang ist, den die Kinder in Begleitung von Sophia Höll und Sophia Holstein an jeder Haustür anstimmen.
Kinder klingeln an Haustüren und singen Martinilied
„O heiliger Martini, du Inwohner ewiger Freuden“, tönt es da in eigenwillig schleppendem Rhythmus. Das Martinilied hört sich Christiane Trcka aufmerksam an, bevor sie einen Geldschein aus ihrem Portemonnaie nestelt. „Ich weiß, dass die Martinisänger im Herbst kommen, bin aber trotzdem immer wieder überrascht, wenn sie vor der Tür stehen.“
Nicht überall werden sie angehört
Längst nicht alle machen auf, wimmeln die Kinder schon an der Gegensprechanlage ab, „weil sie mit der Kirche nichts zu schaffen haben wollen“, zitiert Leander kopfschüttelnd. Andere behaupteten, sie stünden gerade unter der Dusche oder halten den Markdorfer Brauch für einen Halloweenscherz, kommt aus der Gruppe.
Brauch ist vielen unbekannt
Sie hätten ganz erstaunt geschaut, erzählt Christine Mann. Die Mutter von Magdalena, Katharina und Maximilian „der wie seine beiden Schwestern ebenfalls immer fleißig mitläuft, heute aber nicht kann“ erinnert sich an ihre erste Begegnung mit den Martinisängern vor etlichen Jahren. Im Pfarrblatt habe sie, die neu nach Markdorf Gezogene, davon gelesen. Sie sei mit ihren Kindern also zum Treffpunkt vor St. Nikolaus gekommen. „Ich habe mich noch gewundert, warum es nur so wenige sind.“
Gestaunt habe sie auch über das Lied, das so ganz anders klang als das ihr vertraute „Laterne, Laterne …“. Erst, nachdem sie an einer Tür mitgesungen habe bei den Martinisängern, hätten diese sie anschließend aufgeklärt – über den besonderen Markdorfer Brauch, der mit dem üblichen Martinsumzug eigentlich sehr wenig zu tun hat.
„Und in den Markdorfer Neubaugebieten wissen die Leute gar nichts von uns“, bedauert Sophia Höll. Sie und Sophia Holstein würden sich wünschen, dass das Martinisingen in Markdorf genauso bekannt wäre wie das Sternsingen nach Dreikönig.
Die Martinisänger: Wo kommt der Brauch her?
Seit 1631 singen die Markdorfer Martinisänger ein bestimmtes Lied. Einst taten sie das nur an den Vorabenden des 11. Novembers, des Martinstages. Heute liegen die Termine in den Herbstferien, damit die Kinder auch Zeit haben. Der Brauch geht auf eine Stiftung zurück, die es je vier Markdorfer Buben erlaubte, eine Schule zu besuchen. Zum Dank dafür und um ihrem Chorleiter am Martinstag eine fette Gans zu bescheren, sangen die Chorknaben.
Was ist der heutige Zweck?
Heute singen die Martinisänger für das Bethlehemer Caritas-Baby-Hospital. Das wurde 1952 von einem Schweizer Pater gegründet und behandelt rund 53.000 Kinder im Jahr. Heute wird das Caritas-Baby-Hospital von deutschen und auch schweizerischen Ärzten betrieben dies mit der Unterstützung von einheimischem Personal aus dem Westjordanland.
Markdorfer Ministranten grüßen vom Starnberger See
Südkurier 22.08.2019
- Zweiwöchiges Minilager in Magnetsried geht am Freitag zu Ende
- Gruppe kehrt mit vielen Eindrücken und Erfahrungen nach Markdorf zurück
85 Leiter und Teilnehmer haben sich am diesjährigen Minilager der Markdorfer Ministranten beteiligt. Wie es in einer Pressemitteilung heißt, verbrachten die Kinder und Jugendlichen zwei Wochen in Magnetsried am Starnberger See. Dabei standen seit Sonntag, 11. August täglich Gelände- und Stationsspiele auf dem Programm. Außerdem hat die Gruppe eine Zwei-Tages-Tour unternommen. 20 Kilometer waren es bis zum Ziel. Dort angekommen, schlugen die Teilnehmer auf einem Jugendzeltplatz ihr Nachtlager auf. Am Freitag kehren die Minis nach Markdorf zurück.
Gutes tun in 72 Stunden: Wir begleiten das Markdorfer Projekt Schritt für Schritt
Südkurier 26.05.2019
Die Sozialaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) läuft seit Donnerstagabend auch in Markdorf. Die gemeinsame Aufgabe der Ministranten und einem Team der Ferienspiele ist es, den Bolzplatz in Hepbach bis Sonntag neu zu gestalten – mit Beachvolleyballfeld und Sitzecke.
Jan Münzer, Jugendbeauftragter der Stadt Markdorf, erläutert: „Die Idee für dieses Projekt stammt aus der Jugendbefragung vom vergangenen Jahr. Dort wurde sich ein Volleyballfeld gewünscht. „
So sieht der Bolzplatz in Hepbach am Donnerstagabend aus. Die Fläche des Beachvolleyballfeldes wurde bereits vorbereitet und ausgehoben.
Während der 72-Stunden-Aktion werden 50 Ministranten und 20 Helfer der Ferienspiele auf dem Bolzplatz mit anpacken. Sie sind mit Schubkarren, Schaufeln und anderen Gerätschaften ausgestattet. Wie Oberministrantin Viktoria Beck (18 Jahre) am Freitagmorgen berichtet, soll am Sonntag um 15 Uhr ein Einweihungsfest auf dem Gelände stattfinden.
Rund 140 Tonnen Kies sowie weitere knapp 150 Tonnen Sand werden auf dem Beachvolleyballfeld verarbeitet.
Hier ist der 20-jährige Oberministrant Max Kiefer bei der Arbeit zu sehen.
Am frühen Freitagabend ist das Projekt schon kräftig vorangeschritten. Knapp 80 Prozent dürften bereits geschafft sein. „Heute war auf jeden Fall der arbeitsintensivste Tag“, sagt Max Kiefer. Bevor der Sand auf dem Spielfeld verteilt wird, werden Randsteine gesetzt und über den Kies kommt eine Folie.
Das Team der Ferienspiele Markdorf kümmert sich derweil um die Sitzecke, die hinter dem Volleyballfeld entsteht. „Wir legen in einer runden Fläche Steine an. Die Sitze werden aus zugeschnittenen Baumstämmen bestehen. Dazu wird es einen Tisch und Blumen geben. Alternativ wäre eine Grillstelle schön, aber das muss abgeklärt werden“, erklärt Vivienne Bolien (Mitte). Zusammen mit Nathalie Frei (links) und Julius Bäder platziert sie hier Stein um Stein.
Den ganzen Samstag über waren die Helfer damit beschäftigt, den angelieferten Sand auf dem Beachvolleyballfeld zu verteilen – mühsame Handarbeit.
Nach getaner Schufterei mit der Schaufel nimmt das Spielfeld immer mehr Form an. Schon bald soll hier Beachvolleyball gespielt werden. Um das Feld herum wurde zudem Erde aufgeschüttet.
Es ist Sonntag und die beiden Markdorfer Gruppen haben es geschafft. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – hier die neue Sitzecke mit Grillmöglichkeit. „Das hat zum Glück geklappt und Bürgermeister Riedmann hat uns das Okay gegeben“, freut sich Vivienne Bolien.
Auch das Beachvolleyballfeld ist fertig. Beim Einweihungsfest am Sonntagnachmittag werden direkt einige Partien gespielt. „Ein schöner Abschluss eines tollen Wochenendes“, findet bestimmt nicht nur Oberministrantin Viktoria Beck.
Startschuss für 72-Stunden-Aktion: 15 Gruppen aus dem Dekanat Linzgau sind ehrenamtlich im Einsatz
Südkurier 23.05.2019
Bei der Auftaktveranstaltung zur 72-Stunden-Aktion im Schloss Salem haben die beteiligten Gruppen aus dem Dekanat Linzgau erfahren, welche Projekte sie verwirklichen sollen.
„Uns schickt der Himmel“, lautet das Motto der 72-Stunden-Aktion. In Deutschland hat für 85000 Kinder und Jugendliche in 3400 Gruppen die Sozialaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) begonnen. Beim Auftakt am Donnerstag im Schloss Salem bekamen 15 Gruppen aus dem Dekanat Linzgau ihre Projekte zugewiesen.
Alexander Kleber, Dekanatsjugendreferent, sagte: „So viele Gruppenanmeldungen hatten wir hier noch nie. Ihr alle wollt euch für den guten Zweck engagieren, um die Welt ein kleines Stück besser zu machen.“ Egal, ob Ministranten, Pfadfinder, die Katholische junge Gemeinde (KjG), die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) oder die Ferienspiele Markdorf – alle sind in den nächsten 72 Stunden ehrenamtlich im Einsatz. Vor der Verkündung der Projekte gestalteten Jugendseelsorger Simon Dreher und Dekan Peter Nicola einen Gottesdienst.
Die Projekte in der Region
Ministranten Deggenhausertal: Mountainbiketrail auf dem Skateplatz in Wittenhofen gestalten.
Ministranten Kluftern: Neugestaltung des Kirchenvorplatzes.
Ministranten Salem-Heiligenberg: den Außenbereich der Kindertagesstätte St. Josef in Neufrach erneuern und gestalten.
KLJB Owingen: Grillstätte renovieren.
KLJB Hödingen: Gedenkstätte Maria Eich in Stand setzen.
Ministranten Meersburg: Öffentliches Denkmal und Wahrzeichen Bildstock restaurieren.
Pfadfinder Daisendorf: Freizeitanlage gestalten.
Ministranten Markdorf und Ferienspiele Markdorf: Bolzplatz in Hepbach renovieren, Beachvolleyballfeld anlegen, eine Sitzecke und vieles mehr.
Ministranten Bermatingen: Weg durch Pfarrgarten Richtung Bahnhof bauen und Blumenbeete gestalten.
Ministranten Immenstaad/Kippenhausen: Waldstück Hersberg aufforsten.
KjG Überlingen: Mobile Sitzecke und Graffitiprojekt für Landesgartenschau und städtisches Jugendreferat.
KLJB Lippertsreute: Treppenaufgang Maria im Stein neu gestalten.
KjG Frickingen Altheim: Sanierung Grillhütte, Insektenhotels und mehr.
KjG Seefelden: Außenbereich der Seniorenresidenz Belvita gestalten.
130 Ministranten sind der Glaube und die Gemeinschaft wichtig
Südkurier 06.05.2019
- Kinder und Jugendliche engagieren sich in der Seelsorgeeinheit Markdorf
- Als Gründe nennen sie Spaß an den Gruppenstunden und am Dienst in der Kirche
Vom Nachwuchsproblem der katholischen Kirche ist in Markdorf nicht viel zu spüren. In die Kirche zu gehen, ist sogar ziemlich cool und macht Spaß. So sehen es zumindest die 130 Ministranten der Seelsorgeeinheit. Bei so vielen Messdienern ist im Minikeller in der Mittleren Kaplanei immer eine Menge los.
Täglich Gruppenstunden mit je zehn bis 15 Kindern
Unter der Woche finden hier täglich Gruppenstunden statt, erklärt Leiterin Viktoria Beck. Die Gruppen bestehen jeweils aus zehn bis 15 Kindern, die alle im gleichen Alter sind und von mehreren Leitern betreut werden. Ministrantin Felicia Löffler berichtet, wie die Treffen ablaufen: „Wir kochen, spielen oder basteln. Neulich haben wir den Minikeller dekoriert“.
Die elfjährige Nina Rettich ergänzt: „Das Beste an der Gruppenstunde ist, dass man hier seine Freunde trifft und gemeinsam Zeit verbringt“.
Wenn man sich unter den Ministranten umhört, bekommt man viele unterschiedliche Wege aufgezeigt, die die Kinder zu den Ministranten geführt haben. „Ich wollte am Anfang gar nicht zu den Minis und konnte auch nicht viel mit der Kirche anfangen. Dann hatten sie aber eine Aktion hinter unserem Haus und haben mich in ihre Gruppenstunde eingeladen. Da hat es mir so gut gefallen, dass ich dabeigeblieben“, sagt der 13-jährige Leon Blaschke.
Viele fangen direkt nach ihrer Kommunion mit dem Ministrieren an
Nina Rettich berichtet: „Ich habe direkt nach meiner Kommunion mit einer Schnupperstunde angefangen.“ Ihre Freundin Lena Lallinger erzählt: „Ich bin eigentlich evangelisch und mal mit einer Freundin mit zur Gruppenstunde. Seitdem komme ich immer mit.“ Der Grund, warum sich die Kinder zum Bleiben entschließen, ist stets derselbe: „Weil hier viele Kinder in meinem Alter sind und man sich als Teil der Gemeinschaft fühlt“, sagt unter anderem Felicia Löffler.
Neben den Gruppenstunden organisieren die Markdorfer Minis viele weitere Aktionen. „Im Winter gehen wir Schlittschuhlaufen, letztes Jahr waren wir im Legoland und im Sommer findet immer das Minilager statt“, weiß der Ministrant Leon Blaschke. Das Lager hat es dem 13-Jährigen besonders angetan. „Wir fahren dann zwei Wochen weg. Da ist dann wirklich jeden Tag was los.“ Tagsüber treten die Kinder im Lager bei Stations- und Geländespielen gegeneinander an. Am Abend werden Fernsehsendungen wie Quizshows nachgespielt.
Anfangs Unterricht im Ministrieren
Eine wichtige Aufgabe haben die Ministranten neben all der Freizeitgestaltung in der Kirche: Sie ministrieren. Damit auch alle wissen, wie das funktioniert, haben die Neulinge in ihrer Gruppenstunde regelmäßigen Unterricht im Ministrieren. Hier lernen sie, was während des Gottesdienstes zu tun ist. Auch das kann eine ganze Menge Spaß machen. Die elfjährige Tabea Herder sagt: „Mich hat vor allem interessiert, wie ein Gottesdienst abläuft, und das Ganze mal von oben aus dem Altarraum zu sehen. Außerdem finde ich es echt spannend zu helfen. „
Motivation zum Besuch des Gottesdienstes
Das Ministrieren motiviert auch einige der Kinder, den Gottesdienst zu besuchen. „Wenn man was tun kann und nicht nur dasitzt, macht in die Kirche gehen viel mehr Spaß“, findet Leon Blaschke. Lena Braunschweiler erklärt: „Ich bin schon immer gerne in die Kirche gegangen, weil ich da singen konnte. Jetzt gehe ich immer, wenn ich ministrieren darf, und hin und wieder auch so. „
An Gott glauben die Ministranten alle. „In meiner Familie ist das wichtig, deshalb habe ich schon immer viel über Gott nachgedacht“, sagt Tabea Herder. Leander Beck findet: „Dadurch, dass hier so viele Jugendliche sind, findet man irgendwie einen besseren Zugang zu Gott und seinem Glauben. „
Gottesdienst zu feiern, ist nicht nur eine Sache des Priesters
Vikar Simon Dreher erklärt, welche Rolle Ministranten innerhalb einer Gemeinde spielen und warum sich in Markdorf so viele junge Menschen in der Kirche engagieren.
Wie wichtig sind die Ministranten für einen Gottesdienst?
Gottesdienst zu feiern, ist nicht nur eine Sache des Priesters, sondern auch die Gemeinde übernimmt einen wichtigen Teil dieses Dienstes. Einen Großteil davon nehmen stellvertretend für die ganze Gemeinde die Ministranten wahr. Sie bringen die Gaben, mit denen die Eucharistie gefeiert wird, unterstützen den Priester bei seinen Handlungen, übernehmen so selbst Verantwortung am gottesdienstlichen Geschehen und verleihen dem Gottesdienst den feierlichen Rahmen, den jedes Begegnungsgeschehen mit Gott verdient.
Welche Rolle spielen sie in einer Gemeinde?
Meist sind die Ministranten eine junge und sehr präsente Gruppe im Gemeindeleben, sowohl in den Gottesdiensten, als auch im weiteren Gemeindegeschehen. Sie prägen wesentlich das Bild einer jungen und dynamischen Gemeinde. Gerade in Markdorf sind die Ministranten sehr engagiert und präsent und übernehmen auch Dienste bei Festen der politischen Gemeinde.
Markdorf hat 130 Ministranten. Warum engagieren sich gerade hier so viele junge Menschen in der Kirche?
Ich denke, dazu trägt die gute Atmosphäre in der Gruppe sowie das vielfältige Angebot für alle Altersschichten bei, das nicht einfach vorgesetzt, sondern von den Leitern selbst gestaltet und verantwortet wird. In vielen wöchentlichen Gruppenstunden, zahlreichen Attraktionen über das Jahr hinweg und nicht zuletzt in der großen und mit viel Aufwand vorbereiteten Sommerfreizeit dürfen junge Menschen fröhliche und bestärkende Erfahrungen machen.
Waren Sie selbst als Kind auch Ministrant und hat das Ihre Berufswahl beeinflusst?
Ich bin damals erst nach meiner Firmung mit 14 oder 15 Jahren Ministrant in der Seelsorgeeinheit am Dreifaltigkeitsberg geworden. Davor hatte ich mit der Kirche keine engeren Berührungen. Dies haben begeisterte Personen und eine aktive Miniarbeit geändert, ähnlich, wie ich sie nun auch in Markdorf erleben darf. Ohne diese Zeit als Mini und Gruppenleiter, bis in die Priesterausbildung hinein, wäre ich wohl niemals Priester geworden.
Ehrungen beim Neujahrsempfang: Diese Markdorfer haben sich eine Auszeichung verdient
Südkurier 13.01.2019
Die Auszeichnung der Ministranten Markdorf ist Anerkennung für die Jugendarbeit, die das ganze Jahr geleistet wird. Zurzeit sind es über 140 Ministranten in St. Nikolaus mit etwa 30 ehrenamtlichen Leitern. Wöchentlich finden sechs Gruppenstunden statt, bei denen sich gleichaltrige Kinder mit ihren Leitern treffen und gemeinsam spielen, basteln, ministrieren üben und vieles mehr. Jeden zweiten Monat werden für alle Kinder Aktionen angeboten wie Palmbastelaktion, eine Weihnachtsaktion, Völkerball oder Fußballturnier.Das könnte Sie auch interessieren
Einmal im Jahr gibt es einen großen Jahresausflug. Höhepunkt des Jahres ist das alljährliche Minilager, in dem sie zwei Wochen bis zu 65 Kinder betreuen und für Spiel und Spaß sorgen. Im Jahre 2009 und 2013 haben die Ministranten bereits an der 72h-Aktion teilgenommen. 2009 haben sie den Abenteuerspielplatz „Breslauer Straße“ renoviert und 2013 waren sie rund um die Grillhütte „Schweppenen“ aktiv. Für die nächste Aktion im Mai haben sie bereits ihre Teilnahme zugesagt.
Mit den Sternsingern durch Markdorf
Südkurier 04.01.2019
Viele Markdorfer freuen sich über den Besuch der Sternsinger in diesen Tagen. Die Spendenbüchsen der Kinder sind abends stets gut gefüllt. Das Geld geht an das Kindermissionswerk und ist für Kinder in Peru bestimmt.
Die Sternsinger ziehen durch die Stadt. Auch in diesem Jahr sammeln sie wieder für Hilfsprojekte des Kindermissionswerks in Asien, Afrika und Lateinamerika. Insgesamt waren es 1965 Projekte, die mithilfe der im vergangenen Jahr bundesweit gesammelten Spenden unterstützt werden konnten.
Franziska, Verena, Jack und Johannes müssen den Stern über Betlehem nicht erst besingen, damit er ihnen den Weg weise. So heißt es in dem Lied, dessen Text auf die Rückseite von Jacks bronzefarbenem Stern geklebt ist: „Stern über Betlehem, zeig‘ uns den Weg.“
Freilich führt der Weg der vier als Könige aus dem Morgenland beziehungsweise Weisen verkleideten Jugendlichen vom vereinbarten Treffpunkt an der Ecke Bussen- und Goethestraße nicht „zur Krippe hin, zum Kind“, sondern zunächst ins Haus vis à vis, wo Johannes‘ Großmutter wohnt. Sie erwartet die Sternsinger bereits. Von dort geht es die Goethestraße abwärts, dann weiter gen Süden – im Zickzack-Kurs durch die Einfamilienhaussiedlung. Den Plan dafür haben die Leiter der Markdorfer Ministrantengruppe ausgearbeitet.
Viele junge Sternsinger schon seit Jahren dabei
„Ich mache jetzt schon seit vier Jahren mit“, erklärt der 13-jährige Jack. Ihm mache das gemeinsame Singen Spaß. „Außerdem geht das Geld, das wir einsammeln, an Kinder, die es brauchen.“ In diesem Jahr, bei der 61. Sternsinger-Aktion stehen insbesondere behinderte Kinder in Peru im Blickpunkt. Wie ihnen geholfen werden kann, das war im Film zu sehen, den die Sternsinger zur Vorbereitung auf ihre Wanderung durch die Stadt sahen. So können die Jugendlichen erklären, wohin die Spenden fließen, wenn sie gefragt werden. „Das passiert aber nur ganz selten“, erklärt die 15-jährige Verena.
Nach Jacks „Grüß Gott, ihr Leut‘ von fern und nah, die Sternsinger sind wieder da“ an der Haustür bittet Antonia Koners die Kinder in den warmen Eingangsbereich, wo sie ihr Sternsinger-Lied anstimmen. Johannes‘ Großmutter steckt einen Geldschein in die Sammelbüchse – durchaus keinen kleinen. „In den Wochen vor Weihnachten kommen ja immer ganz viele Spendenanfragen“, sagt Antonia Koners, „und man weiß gar nicht recht, wem man was geben soll – aber für die Sternsinger hab‘ ich immer was übrig.“ Und weil das Geld Kindern zugutekommt, gebe sie gern etwas mehr.
Auch Anna-Marie und Peter Heckel haben die Sternsinger schon erwartet. „Ich freue mich, dass diese Tradition hochgehalten wird“, sagt Peter Heckel. Anna-Marie Heckel ergänzt: „Gut ist auch, dass auf diese Weise unser christliches Leben sichtbar wird.“ Nachdem sie andächtig dem Gesang gelauscht haben, nach dem „Wir ziehen nun dankend fort“, überlegen die Heckels noch einen Augenblick. „Es ist sicherlich keine ganz leichte Aufgabe, heute Kinder und Jugendliche fürs Sternsingen zu gewinnen.“
Sternsingen
Der Ursprung geht auf den biblischen Bericht von den drei Weisen beziehungsweise Sterndeutern zurück, die sich mit Gold, Weihrauch und Myrrhe auf den Weg zum Geburtsort Jesu gemacht haben. Im 16. Jahrhundert waren es vor allem Schülerchöre, die um das Fest der heiligen drei Könige sangen. Zum Teil entwickelte sich daraus ein Heischebrauch, ein Brauch, bei dem um Geld gebeten wurde. Seit 60 Jahren besteht die Sternsinger-Aktion des Kindermissionswerks, das die gesammelten Spenden für notleidende Kinder in aller Welt verwendet. Bundesweit beteiligen sich rund 300 000 Mädchen und Jungen. In Markdorf endet die Sammelaktion am morgigen Sonntag.
Ministrantenleiter bereiten Aktion vor
- Wer organisiert das Sternsingen in Markdorf? Damit bei der 61. Sternsinger-Aktion alles glatt läuft, bereiteten die Minsitrantenleiter schon im Dezember alles vor. Sie teilten Markdorf in Gebiete auf und wiesen diese den zehn Sternsinger-Gruppen zu. Sie probten die Sternsinger-Lieder in der Alten Kaplanei und gaben in ihrem Minikeller die Drei-Königs-Gewänder aus. Und an jedem der fünf Tage zwischen dem 2. und dem 6. Januar zählen die Organisatoren das Geld aus den Spendenkassen. Ihre Gewänder behalten die Sternsinger übrigens noch etwas länger, weil sie am kommenden Sonntag damit um 10 Uhr im Festgottesdienst in der St.-Nikolaus-Kirche erscheinen.
- Wie werden die Sternsinger motiviert? Der 19-jährige Max Kiefer, Ministrantenleiter in der Pfarrei, erklärt, dass die Leiter darauf achten, dass die Kinder mit ihren Freunden zusammen laufen können. Der 16-jährige Lennart Schöttke war früher selbst Sternsinger. Er erzählt, dass viele Kinder immer wieder dabei sind: Das Von-Haus-zu-Haus-Ziehen in der Gruppe mache großen Spaß.